Der Hethitische Totenkult Teil 2

Bestattungsformen

So weit sich dies aus den Quellen erschließen lässt scheinen sowohl Feuer- als auch Erdbestattungen im Hethiterreich üblich gewesen zu sein. Innerhalb der königlichen Familie scheinen Feuerbestattungen die Regel dargestellt zu haben und Ausgrabungen legen nahe das in späterer Zeit auch unter der einfachen Bevölkerung die Feuerbestattung zunehmend an Popularität gewann.
Auf allen gefundenen Hethitischen Friedhöfen lassen sich jedoch Erdbestattungen und Urnenbestattungen gleichermaßen feststellen. Die für die Bestattung genutzten Urnen weißen dabei eine weite Bandbreite auf. Diese reichen von kunstvoll verzierten Gefäßen, welche vermutlich eigens für diesen Zweck angefertigt wurden, bis hin zu einfachen Alltagsgefäßen, von welchen bekannt ist das in ihnen auch Wein, Öl oder Getreide gelagert wurde.
Zudem war es üblich die Verstorbenen mit verschiedenen Grabbeigaben zu begraben. Die mit den Toten begrabenen Objekte wurden im Zuge des Totenrituals rituell zerbrochen. Eine Praxis die nicht nur von den Hethitern bekannt ist und wahrscheinlich mit der Vorstellung einherging, dass die Seelen der zerstörten Objekte auf diese Weise die Verstorbenen in die Unterwelt begleiten konnten.
Grabbeigaben kamen häufig in der Form von Kleidung, Werkzeugen, Tongefäßen und Tankopfergefäßen. Zudem enthielten die Gräber oft die Knochen von Schafen, Rindern, Eseln, Kühen und zuweilen auch Schweinen.

Königliche Begräbnisse

In der Vorstellung der Hethiter standen die Mitglieder der königlichen Familie in enger Verbindung mit den Göttern, weshalb der Tod eines Mitgliedes der königlichen Familie ein großes Unglück bedeutete. Dies war besonders der Fall, wenn ein Großkönig oder eine Großkönigin verstarb, da dies die kosmische Ordnung störte und die Verbindung zwischen den Menschen und den Göttern unterbrach.
Der Körper eines verstorbenen Königs wurde auf einem Scheiterhaufen verbrannt, dessen Glut am folgenden Tag mit Bier und Wein gelöscht wurde, ehe Priesterinnen die verbliebenen Knochen aus der Asche lasen. Diese wurden dann in Öl gewaschen und in Leinen gewickelt.
In Mitten der Reste des Scheiterhaufens wurde ein Bildnis des Toten aufgerichtet. Vermutlich ein Sinnbild für dessen Wiedergeburt im Reich der Toten.
Die Knochen bahrte man auf einem Stuhl auf und hielt in ihrer Gegenwart ein rituelles Festmahl zu Ehren des Toten ab, ehe seine sterblichen Überreste in einem Mausoleum beigesetzt wurden.

Dem eigentlichen Begräbnisritual folgten in den folgenden Tagen weitere Rituale und Opfer an verschiedene Götter und den Geist des verstorbenen. Auf diese Weise sollte der sichere Übergang der Seele des Verstorbenen in die Unterwelt gewährleistet und die Götter der Unterwelt besänftigt werden.

Ahnenverehrung

Die Ahnenverehrung spielte in der Religion der Hethiter eine wichtige Rolle. Die Vorstellung das die Toten, wenn diese nicht mit entsprechenden Opfern und Ritualen besänftigt wurden, aus der Totenwelt zurückkehren konnten um die Lebenden heimzusuchen, war weit verbreitet.
Über die konkreten Formen der Ahnenverehrung in der einfachen Bevölkerung ist jedoch nicht sonderlich viel bekannt.
Der Ahnenkult in der königlichen Familie ist jedoch recht gut dokumentiert. Besonders im Falle der Großkönige und Großköniginnen, welche nach ihrem Tod als Götter verehrt wurden. Aber auch anderen Mitgliedern der königlichen Familie konnten solche Ehren zu Teil werden.
Für diese wurden als „Steinhäuser“ bezeichnete Grabmäler errichtet, welche jedoch nicht zwangsläufig der Ort waren, an welchen ihre sterblichen Überreste begraben lagen.
Zu diesen Steinhäusern gehörten oft umfangreiche Ländereien in Form von Feldern, Obstgärten und Weinbergen. Auch ganze Städte oder die Bevölkerung eines Landstriches konnten dem Tempel geweiht werden, welche diesen und die dort lebende Priesterschaft mit ihren Tributzahlungen unterhielten.
Auf diese weise geweihte Menschen galten, durch ihren Kontakt mit den Toten, als rituell verunreinigt und es war ihnen nicht gestattet außerhalb dieser geweihten Gemeinschaften zu heiraten.
Oftmals dienten die Steinhäuser der verstorbenen Großkönige nicht nur deren Verehrung, sondern waren auch ein Ort der Anbetung für dessen spezifischen Schutzgott. Im Falle des Großkönigs Tudḫaliya IV. war dies zum Beispiel Šarruma. Neben der Statue des verstorbenen Großkönigs enthielt das Grabmal dann zumeist auch eine Statue des entsprechenden Schutzgottes.

Quellen

Piotr Taracha: Religions of Second Millennium Anatolia, Wiesbaden 2009

Volkert Haas, Heidemarie Koch: Religions of the ancient Orient: Hittites and Iran, Göttingen 2011

Joost Blasweiler: Who ruled before the grandfather of Hattusili I. ? List C offerings to the ancestors and the origin of the royal clan, 2019

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert