Die Hethiter der Bibel

In diesem Blogbeitrag beleuchten wir die biblischen Hethiter, ihre historische Bedeutung und die Verbindung zu den hethitischen Nachfolgestaaten in der Levante.

Wer waren die Hethiter in der Bibel?

Die Hethiter, im Hebräischen als „Hittim“ bekannt, erscheinen im Alten Testament als eines der Völker Kanaans. Sie werden in Büchern wie Genesis, Exodus, Josua und Richter erwähnt. Nach Genesis 10:15 sind sie Nachkommen von Heth, einem Sohn Kanaans, was sie zu einem kanaanitischen Stamm macht. Wichtige biblische Erzählungen, die die Hethiter betreffen, sind:

  • Abrahams Kauf der Machpela-Höhle: In Genesis 23 kauft Abraham die Höhle von Machpela in Hebron von Ephron, einem hethitischen Anführer, als Grabstätte für seine Frau Sara. Dies zeigt eine friedliche Interaktion zwischen den Israeliten und den Hethitern.
  • Hethiter im verheißenen Land: In Josua 1:4 werden die Hethiter als Bewohner Kanaans genannt, neben Amoriten, Jebusitern und anderen Völkern. Sie lebten vermutlich in den bergigen Regionen.
  • Urija, der Hethiter: In 2. Samuel 11 wird Urija, ein Soldat in Davids Armee, als Hethiter bezeichnet, was auf eine Integration in die israelitische Gesellschaft hinweist.

Historischer Kontext

Die biblischen Hethiter sind vermutlich nicht identisch mit dem mächtigen Hethiterreich in Anatolien (heutiges Türkei), das zwischen ca. 1600 und 1200 v. Chr. florierte. Dieses Reich, mit der Hauptstadt Ḫattuša, war eine Großmacht, bekannt für den Friedensvertrag mit Ägypten nach der Schlacht von Kadesch (ca. 1259 v. Chr.) und eine hochentwickelte Kultur mit Keilschrifttexten. Doch um 1200 v. Chr. brach das Hethiterreich im Zuge des Bronzezeit-Kollaps zusammen.

Die biblischen Hethiter könnten Nachkommen oder kleinere Gruppen sein, die nach Kanaan migrierten. Archäologische Funde und Texte aus Ugarit und Ägypten (z. B. die Amarna-Briefe) belegen die Präsenz hethitischer Gruppen in der Levante, was die biblischen Erwähnungen erklären könnte.

Die historischen Hethiter hatten eine polytheistische Religion mit Göttern wie dem Wettergott Tarḫunna und übernahmen Elemente mesopotamischer und hurritischer Kulturen. Ihre Sprache war indoeuropäisch, eine der ältesten belegten. In der Bibel werden die Hethiter jedoch nicht mit spezifischen religiösen Praktiken beschrieben, sondern als einheimisches Volk Kanaans. Die neo-hethitischen Staaten in der Levante vermischten hethitische Traditionen mit lokalen Kulturen, was zu einer hybriden Kultur führte.

Die hethitischen Nachfolgestaaten in der Levante

Nach dem Zusammenbruch des Hethiterreichs entstanden in der Levante und Südanatolien sogenannte hethitische Nachfolgestaaten (ca. 1200–700 v. Chr.), auch als neo-hethitische Staaten bekannt. Diese Stadtstaaten, wie Karkemiš, Tabal, Hamath und Sam’al, wurden von Gruppen gegründet, die hethitische Sprache, Kultur und Traditionen bewahrten. Sie waren kulturell und politisch einflussreich in der Region, die das heutige Syrien, Südosttürkei und Teile des Libanon umfasst.

  • Karkemiš: Diese Stadt am Euphrat war ein bedeutendes Zentrum der neo-hethitischen Kultur und ein Knotenpunkt für Handel und Diplomatie.
  • Kulturelle Kontinuität: Die Nachfolgestaaten übernahmen hethitische Schriftsysteme, Kunst und religiöse Praktiken, vermischten diese jedoch mit aramäischen und phönizischen Einflüssen.
  • Interaktion mit Kanaan: Die Präsenz dieser Staaten in der Levante könnte erklären, warum die Bibel von „Hethitern“ in Kanaan spricht. Es ist wahrscheinlich, dass Migranten oder Händler aus diesen Nachfolgestaaten in die Region zogen und dort als „Hethiter“ wahrgenommen wurden.

Die neo-hethitischen Staaten wurden später von den Assyrern erobert, doch ihre kulturellen Spuren blieben in der Region erhalten.

Fazit

Während die Hethiter der Bibel vermutlich nicht direkt mit dem anatolischen Hethiterreich verbunden sind, könnten sie Nachkommen oder Migranten aus den neo-hethitischen Staaten in der Levante sein. Ihre Erwähnungen in der Bibel bieten Einblicke in die komplexe ethnische und kulturelle Landschaft des antiken Nahen Ostens. Die Erforschung der Hethiter und ihrer Nachfolgestaaten zeigt, wie tief verwoben die Geschichte der Region ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert