Die Geografie der Arzawa-Länder

Als Arzawa bezeichneten die Hethiter eine Region im Westen ihres Reiches. Während der Zeit des Mittleren Hethitischen Reiches, als die Hethiter eine Periode der Schwäche und des Niederganges erlebten, konnte sich Arzawa vorübergehend als ebenbürtige Regionalmacht in Kleinasien etablieren.
Ethnisch ist die Bevölkerung der Arzawa-Länder den Luwiern zuzuordnen, einer Bevölkerungsgruppe, deren Verbreitungsgebiet sich von der West- und Südküste Kleinasiens bis hinein nach Nordsyrien erstreckte.

Landkarte Arzawa und Ḫatti

Das meiste was wir über die Arzawa-Länder wissen erfahren wir aus Hethitischen Quellen, wo Arzawa das erste Mal während des Mittleren Reiches auftaucht.
Es ist jedoch nicht unwahrscheinlich das die Hethiter auch bereits zuvor Auseinandersetzungen mit den Luwiern in Arzawa hatten. Von Ḫattušili I. wissen wir das er militärische Unternehmungen im Westen seines Reiches durchführte, wobei er allerdings nicht genau spezifiziert gegen welche Völker er dabei vorging.

So bleibt auch die genaue Geografie der Arzawa-Länder bis heute eine ungewisse. Einige Eckpunkte lassen sich mittlerweile jedoch relativ sicher festlegen.
Die Stadt Apaša zum Beispiel. Diese kann mit hoher Sicherheit als Ephesos identifiziert werden. Daraus ableiten lässt sich das es sich bei dem Hethitischen Milawanda wohl um Milet handelt. Der Tawagalawa Brief liefert hierfür recht sichere Anhaltspunkte. Außerdem hat eine NAA-Analyse des Tawagalawa Briefes eine Herkunft des Tons aus der Region rund um Ephesos bestätigt.

Ebenfalls aus Hethitischen Quellen lässt sich Maddunašša, als Grenzfestung im Norden von Arzawa, belegen. Dies kann vermutlich mit Magnesien am Sypilos gleichgesetzt werden.
Das Sypilos Gebirgige entspräche demnach dem Zippasla Gebirge aus den Hethitischen Quellen.
Der Status Maddunaššas lässt sich durch einen Vertrag zwischen dem Mašturi, dem König von Šeḫa und dem Hethitischen Großkönig Muwattali, näher eingrenzen. Aus diesem geht nämlich hervor das Maddunašša nicht zum Herrschaftsgebiet von Šeḫa gehörte.

Nördlich von Arzawa lag, wie bereits angedeutet, Šeḫa, welches auch als Šeḫa-Flussland bezeichnet wird. Kulturell lässt sich dieses vermutlich den Arzawa-Ländern zuordnen.
Die genaue Ausdehnung des Šeḫa-Flusslandes bereitet allerdings erneut Probleme. Zum einen gehörte die Insel Lazpa zum Herrschaftsgebiet von Šeḫa. Die Insel Lazpa entspricht dem moderne Lesbos. Das verleitete in der Vergangenheit zu der Annahme, das Herrschaftsgebiet des Königs von Šeḫa, habe sich die ganze Küstenlinie bis hinauf nach Lesbos erstreckt. Dies ist jedoch eher unwahrscheinlich, da diese Region dem Einflussbereich von Aššuwa, einem anderen Luwischen Staatenbund in der Region, zuzuordnen ist.
Nördlich von Šeḫa befand sich möglicherweise Karkiša. Ebenfalls ein Luwischer Staat, welcher als Mitglied des Aššuwa Bundes belegt ist. Zuweilen wird Karkiša auch mit Karien gleichgesetzt, dies ist jedoch Aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Aššuwa Bund eher unwahrscheinlich.

Auch die Östliche Ausdehnung von Šeḫa ist umstritten. Während der Herrschaft von Manapa-Tarhunta kam das Land Abbawija als Lehen zum Šeḫa-Flussland hinzu. Abbawija lässt sich bis heute jedoch nicht sicher identifizieren.
Der Vorschlag das es sich dabei um Abaeitis handelt ist kritisch zu sehen. Es würde bedeuten das sich das Šeḫa-Flussland bis hinauf ins Quellgebiet des Makestos, in der Nähe von Ankyra, erstreckt hätte. Eine solche Ausdehnung ist wohl eher unwahrscheinlich. Außerdem basiert diese Zuschreibung lediglich auf der Ähnlichkeit der Namen und ist damit ohnehin sehr spekulativ.

Quelle

Bányai, Michael: Westanatolische Geografie und Geschichte während der Spätbronzezeit, 2019 in: Journal Asiatique 307.2 (2019) S. 183-207.

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