Muršili I. – Der Babylon Feldzug, Teil 2

Der Feldzug

Erneut fehlen uns Quellen, wenn es zum genauen Hergang des Feldzuges kommt. Folgende Darstellungen beruhen im Wesentlichen auf Spekulationen.
Aber es darf wohl davon ausgegangen werden, dass Ḫalab als Ausgangspunkt für Muršilis Unternehmung diente. Vermutlich ist er eine Weile in der Stadt geblieben um frische Kräfte zu sammeln, ehe er nach Süden aufbrach. Vermutlich ließ er dabei eine starke Garnison in Ḫalab zurück, hätte ein Verlust der Stadt doch seine Nachschubwege unterbrochen.
Was seine Marschroute anbelangt ist es am wahrscheinlichsten, dass er das linke Euphrat Ufer hinab marschierte.
Dieser Weg hätte ihn durch die Gebiete von Hana und Mari geführt, welche unter der Kontrolle der Kassiten standen und mit welchen sich Muršili vermutlich verbündet hatte. Sollte diese Annahme stimmen, dann ist anzunehmen das seine Streitkräfte beim Marsch durch dieses Gebiet durch Hilfstruppen der Kassiten weiter verstärkt wurden.
Ein weiterer Vorzug der Marschroute über Mari und Hana wäre zudem gewesen, dass er sich auf diese Weise keine Sorgen, bezüglich der ihm feindselig gesonnen Hurriter im Osten, zu machen brauchte.
Über den Hergang der Eroberung Babylons geben die Quellen ebenfalls keine Auskunft. Ebenso wenig wie über das Schicksal des letzten Babylonischen Königs Šamšu-ditana. Doch bedeutete die Einnahme Babylons durch die Hethiter das Ende der Herrschaft der zweihundert Jährigen Hammurbai Dynastie.

Auswirkungen

Der Fall Babylons schuf in der Region ein Machtvakuum, welches rasch von den Rivalen Babylons gefüllt wurde. Im Süden fiel die Meerlanddynastie ein und eroberte Teile des ehemaligen Reiches, während die nördlichen Gebiete unter die Kontrolle der Kassiten gerieten.
Was die Hethiter anbetraf konnten diese im Grunde nicht hoffen, ein Territorium so weit von ihrer Heimat entfernt dauerhaft militärisch kontrollieren zu können. Muršili blieb im Grunde nur die Möglichkeit das Gebiet an einen vertrauenswürdigen Vasallen oder einen Verbündeten zu geben.
Wir wissen, dass Šamšu-ditana der Kassitenkönig Agum als König von Babylon nachfolgte. Da Agum ein Verbündeter Muršilis war ist es nicht auszuschließen, dass Muršili ihm die Stadt übergeben und ihn als ihren neuen König eingesetzt hat.
Muršili brachte dieses Abenteuer also keinen direkten territorialen Zugewinn. Dafür jedoch unermessliche Beute und beträchtliches politisches Prestige. Als Teil der Kriegsbeute wurde auch das Götterpaar Marduk und Sarpanitu aus der Stadt fortgeführt. Der Verlust dieser beiden Gottheiten muss eine gewaltige Demütigung für die Bewohner der Stadt dargestellt haben.
Allerdings gelang es Agum etwa zwei Jahrzehnte später auf diplomatischen Wege die beiden Götterstatuen aus Ḫatti zurückführen zu lassen.

Heimkehr und Ermordung

Es wird angenommen das Muršili nach der Eroberung der Stadt ein oder zwei Jahre in Babylon verweilte, sodass die gesamte Unternehmung vermutlich fünf Jahre in Anspruch genommen hat.
Den Rückmarsch trat Muršili vermutlich auf derselben Route an, über welche sie bereits einige Jahre zuvor nach Babylon gekommen waren. Dieser verlief jedoch nicht so reibungslos wie das erste Mal. Dieses Mal musste sich Muršili mit den Ḫurritern auseinandersetzen, welche den Hethitischen Heereszug angriffen.
Doch auch dieses Problem vermochte er zu überwinden und schließlich kehrte das Heer sicher in den von den Hethitern kontrollierten Teil Nordsyriens zurück.
Innenpolitisch erwies sich eine solche lange Abwesenheit jedoch als äußerst ungeschickt und kostete ihm letztlich nicht nur den Thron, sondern auch sein Leben.
Kurz nach seiner Rückkehr fiel er einer Verschwörung, angeführt von Ḫantili und Zidanta zum Opfer, welche ihn ermordeten. Anschließend bestieg Ḫantili den Thron in Ḫattuša.

Quellen
Soysal, Oguz: Mursili I. – Eine Historische Studie, Würzburg, 1989

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