Die Nördliche Grenze des Ḫatti Landes

Die nördliche Grenze des Hethitischen Reiches während der Zeit des Neuen Reiches war maßgeblich durch die Konflikte mit den Stämmen der Kaškäer bestimmt, welche in der Region entlang der Schwarzmeerküste siedelten.

In Hethitischen Quellen wird oft das Gebiet zwischen Pala im Nordwesten und Azzi-Hayaša im Nordosten als Grenzgebiet genannt.
Die genaue Ausdehnung des Hethitischen Kernlandes (Ḫatti) ist jedoch nicht immer klar zu fassen und scheint im Laufe der Zeit mitunter stark fluktuiert zu haben. Auf dem Höhepunkt seiner Ausdehnung erstreckte es sich vom Pontischen Gebirge im Norden, bis zum Mittelmeer im Süden und zwischen dem Anti Taurus und Euphrat im Osten bis zur Sakarya Wasserscheide im Westen.
Der exakte Verlauf der nördlichen Grenzregion wird zudem durch die bis heute ungewisse Lage von wichtigen nördlichen Städten wie Zalpa, Nerik und Turmitta erschwert.
Zudem werden Gebiete unter der Kontrolle der Kaškäer in den Hethitischen Dokumenten oft zum Lande Hatti gezählt, auch wenn die Hethiter dort effektiv keine Kontrolle hatten. Die einzige Ausnahme davon bildet eine kurze Zeitspanne während des Alten Reiches.
Dies erschwert es Grenzen für das als „Kaška Land“ bezeichnete Gebiet zu definieren. Aber vielleicht sollte man von diesem auch nicht als eine feste Geografische Region denken. Es scheint viel mehr so als wäre die Bezeichnung Kaška Land in den Hethitischen Quellen viel mehr ein Synonym für alles Land im Norden, welches sich der Kontrolle des Hethitischen Reiches entzog.
Die Bedeutung des Nordens für das Hethitische Reich
Gemäß der schriftlichen Tradition scheinen die Städte Nerik und Zalpa eine besondere Rolle in der Ideologie des Hethitischen Königtums eingenommen zu haben.

Zalpa war bereits während der Zeit der Assyrischen Handelskolonien ein bedeutender Stadtstaat in Nordanatolien und scheint seine Bedeutung auch noch bis in die Zeit des Alten Reiches hinein bewahrt zu haben.
In den Gebeten von Arnuwanda I. und Ašmunikal wird der Verlust der Stadt an die Kaškäer erwähnt. Danach verschwindet die Stadt aus den Hethitischen Quellen.
Anders verhält es sich bei Nerik, Heimat des Wettergottes von Nerik, welcher im Pantheon des Neuen Reiches eine prominente Stellung einnahm, auch wenn die Stadt die meiste Zeit über hinweg sich nicht unter der Kontrolle der Hethitischen Großkönige befand.

Trotz des Verlustes der Stadt wurde an der kultischen Tradition, welche mit ihr in Verbindung stand, festgehalten. Ḫattušili III. erwählte den Wettergott von Nerik sogar als seinen persönlichen Schutzgott.

Neben diesen kultischen Interessen hatten die Hethiter auch ein erhebliches ökonomisches Interesse an der Region.
Dieser war ein wichtiger Lieferant von Tier- und Agrarprodukten und damit die Region welche innerhalb des Hethitischen Reiches am ehesten die Bezeichnung Kornkammer verdient hätte. Die Landwirtschaft im Lande Ḫatti war von dem spärlich fallenden Niederschlag abhängig und hinzu kam ein hohes Risiko verehrender Stürme zur Erntezeit. Unter solchen Bedingungen war das Kernland des Reiches stets nur eine Missernte von einer Hungersnot entfernt. Die Kontrolle über die nördlichen Territorien war also von großer Bedeutung für die Stabilität des Reiches.

Quelle
Gerçek, Nebahat Ilgi: The Kaška and the Northern Frontier of Ḫatti, Michigan, 2012

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